Interview Augustine Bernard Devadoss
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Erfülltes Leben besteht aus Freude, als gäbe es kein Morgen

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Christus hört nicht auf, Menschen in seine Nachfolge und zur Verkündigung seines Reiches zu berufen.

Satzungen & Regeln, 52

Pater Augustine Bernard Devadoss OMI wurde 1989 in Eraiyurpalayam (Tamilnadu) geboren. Er ist 2006 in den Oblaten der Makellosen Jungfrau Maria eingetreten. 2017 wurde er zum Priester geweiht. Seit 28. November 2021 ist er in Deutschland.

Was bedeutet für Sie erfülltes Leben?

Jeden Tag, wenn ich ins Bett gehe, denke ich über das nach, was ich getan, ob ich meinen Aufgaben erfüllt habe etc. Und wenn ich mich wohlfühle und meine Aufgaben erfüllt habe, wenn ich zufrieden bin, dann ist das für mich ein wichtiger Baustein für Erfüllung. Erfülltes Leben besteht aus Freude und einem Leben, als gäbe es kein Morgen.

Denn Gott hat mich gerufen und ich genieße diese Berufung – es macht mir viel Freude. Ich habe den Weg nie bereut, den ich eingeschlagen habe. Als Priester und Ordensmann bin ich glücklich.

 

Was bedeutet für Sie Berufung?

Jeder hat eine Berufung. Im Kern geht es um die Beziehung zwischen Gott und dem jeweiligen Menschen. Man folgt seinen Ruf aus Liebe und Freude.

 

Wie hat sich Ihre persönliche Berufung entfaltet?

Ich komme aus einem katholischen Dorf. Die erste Messe findet dort um halb fünf statt, die zweite um sechs Uhr. Ich bin der 50. Priester, der aus meinem Dorf stammt. In den vergangenen Jahren sind weitere sechs Priester von dort geweiht worden.

Meine Mutter ist häufig in die Messe gegangen. Von ihr habe ich viel über das Gebet gelernt. Als Kind gab sie mir auch immer ein Kreuzzeichen auf die Stirn, wenn ich das Haus verlassen habe. Mein Schulleiter war eine große Inspiration für mich. Er hat ein einfaches Leben geführt und die Armen viel unterstützt. Ich besuche ihn immer noch jedes Jahr.

Bis zu meinem 16. Lebensjahr war ich Messdiener in der Kirche.

Ursprünglich wollte ich nur Priester werden. Den Unterschied zwischen Welt- und Ordensgeistlichen habe ich da noch nicht gekannt. Als ich auf dem Gymnasium war, hat ein Oblatenmissionar einen Vortrag bei uns gehalten über das Charisma der Gemeinschaft. Dazu kam: Einer der Priester aus meinem Dorf ist ebenfalls Oblate. So habe ich mich entschieden, dort einzutreten.

 

Welche Herausforderungen haben Sie auf dem Weg Ihrer Berufung erlebt?

Meine Eltern haben mir vor meiner Priesterweihe gesagt: Wenn du zweifelst, dann bleibe nicht in der Gemeinschaft. Aber ich hatte mir die Entscheidung reiflich überlegt.

Noch immer habe ich einen geistlichen Begleiter. Er lebt in den USA und ist auch Oblate. Mit ihm telefoniere ich einmal im Monat. Das stärkt mein religiöses Leben.

 

Wie gehen Sie damit um, wenn Zweifel an Ihrer Berufung aufkommen?

Ich verbringe viel Zeit im Gebet, sowohl in Gemeinschaft als auch persönlich; immer wieder erhalte ich Energie von Gott geschenkt. Und ich suche den Beistand der Gottesmutter, indem ich täglich den Rosenkranz bete.

 

Können Sie von einem besonderen Moment oder einer Erfahrung erzählen, der Ihre Berufung gestärkt hat?

Während der Priesterweihe gab es eine Zeremonie: Meine Eltern haben meine Hände in die des Bischofs gelegt. Sie haben mich damit an ihn abgegeben. Davor hat meine Mutter zu mir gesagt: Du hast dich bewusst zu diesem Leben entschieden. Viele Jahre war Gott dir treu. Sei du auch Gott treu. Sei deinem Priestertum treu. Und deinem Orden. Diese Worte stärken mich bis heute.

 

Inwiefern beeinflusst Ihre Berufung Ihr tägliches Leben und Ihre Beziehungen?

Immer wenn ich Gelegenheit bekomme, erzähle ich vom Leben von uns Oblaten. Ich werde auch manchmal von den Schülern in Burlo gefragt, wie wir unser Leben gestalten. Der missionarische Geist prägt mein Leben.

 

Welche Rolle spielt die Gemeinschaft bei der Bestärkung Ihrer Berufung?

Wir sind in Burlo sechs Mitbrüder. Ich bin der Jüngste. Das Leben in der Kommunität ist von dem Grundsatz geprägt, in Liebe miteinander umzugehen. Wir verstehen einander gut, unterstützen und verbringen auch Teile unserer Freizeit miteinander.

 

Was verstehen Sie unter dem Begriff Berufungspastoral?

Ich muss meine Berufung überzeugend leben; das ist die Grundlage, mit anderen ins Gespräch zu kommen. Ich verstehe die Berufungspastoral als die Aufgabe, Menschen zu helfen, eine mögliche Berufung als Priester oder im geweihten Leben zu entdecken. 

 

Wie würden Sie jemandem helfen, der auf der Suche nach seiner Berufung ist?

Es beginnt mit der Beziehung. Man muss zunächst gegenseitiges Vertrauen aufbauen. Dann frage ich ihn nach seiner Motivation; welchen Weg er in sich spürt. Wenn es in eine religiöse Richtung geht, dann kann ich auch von meinem Leben erzählen.

 

Wie kann die Berufungspastoral jungen Menschen helfen, ihre eigene Berufung zu erkennen und zu leben?

Neben Vertrauen geht es auch darum, über den Glauben mit den jungen Menschen ins Gespräch zu kommen. Berufungspastoral kann zudem eine Hilfe sein, wenn es darum geht, die Jugendlichen zu begleiten und ihnen Möglichkeiten und Workshops zu bieten, damit sie sich über ihre Berufung klarer werden.

Das Gespräch führte Maximilian Röll